Virtuelle Islandrundfahrt Drucken
Geschrieben von: Dr. Dieter Kolb   
Donnerstag, 03. Juli 2008 um 15:38

Islandrundfahrt   __  auf dem Plan. Angesprochene Alternativen sind gestrichelt - - -  dargestellt.

Sie wollen sich mit mir auf eine Rundfahrt um Island begeben. Dann wollen wir auf meine Art reisen. Nach der Ankunft auf der Insel in Keflavík besorgen wir uns ein Fahrzeug. Damit steuern wir die Blaue Lagune (Bláa lonið) an.

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Dort im warmen, mineralreichen Wasser genießen wir die Ruhe und die saubere Luft und gewöhnen uns ganz gemächlich an das schöne Island.

Wenn wir nun genügend Zeit haben, können wir auf einem Umweg zum Etappenziel Reykjavík fahren.

Ich nenne diese Strecke "die kleine Islandrundfahrt", weil an diesem Weg einige geologische Highlights zu sehen sind, denen wir ausgeprägter dann auf der richtigen Rundfahrt immer wieder begegnen.
Zunächst kommen wir nach Grindavík, das wir vielleicht beim Landeanflug schon gesehen haben. Von dort geht es auf einer Piste über einen Pass ans Meer, an dem wir durch Lava- und Geröllfelder entlang fahren.Wenn wir dann nach etwa 20 km ins Land einbiegen, erreichen wir Krysuvík, eine geothermale Zone.

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mit Schwefelquellen, deren Geruch uns dort empfängt. Das ist auch gut so, denn wir werden diesen "Duft" nach faulen Eiern auf unserer Rundfahrt noch oft antreffen.
Vorbei an herrlichen Seen nähern wir uns dann der Hauptstadt.

Vor der Übernachtung in oder um Reykjavík können wir noch die alten Teile der Hauptstadt anschauen oder von Perlan, die Heisswasserspeicher mit einem Drehrestaurant und Aussichtsplattform, aus einen Blick über die Stadt werfen. Wenn es gerade einen Schauer gegeben hat, ist es möglich, die Stadt unter einem Regenbogen zu sehen.

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Weitere Übernachtungen gebe ich hier nicht an, siehe dazu die Seite: Islandreisen.
Frisch ausgeschlafen machen wir uns auf den Weg. Durch einige Vorstädte und Industriegebiete kommen wir auf die Ringstraße (Nr.1) (hringför). Nun können wir die Umrundung durch den Süden oder nach dem Norden beginnen.

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Wir entschließen uns für die südliche Route: Nach der Fahrt über die Hellisheiði – im Winter bei Schneesturm kann diese Straße ganz schön gefährlich sein – kommen wir nach Hveragerði, einer kleinen Stadt, die ihren Namen von den vielen Gewächshäusern hat. (hver = heiße Quelle, garđur = Garten)

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Es lohnt sich schon, dort ein wenig herum zu schauen bevor wir nach Selfoss, dem (Land-) Wirtschaftlichen Zentrum Südislands kommen. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch eine der fruchtbarsten Gegenden der Insel.
Von hier aus wenden wir uns ins Landesinnere, wo wir zunächst Þingvellir besuchen.

Hier, in einer großen Felsspalte, die die tektonischen Kräfte, die Island jährlich um ca. 5cm auseinander treiben, zeigt, versammelte sich von 930 bis 1798 das isländische Parlament.

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Dort, in der Allmannagjá - der Allmännerschlucht -, hatte bei den Versammlungen jeder Bürger Rede- und Stimmrecht.

Über Laugarvatn (warmer See) kommen wir zu einem ersten Highlight:
dem Geysir

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Der große Geysir, der den Gattungsname für alle Springquellen auf der ganzen Welt abgab, ist nur noch ganz sporadisch aktiv. Bei hohen Staatsbesuchen wurde er früher mit Schmierseife kurzfristig „wieder belebt“.

Nicht weit entfernt kommen wir zum Gullfoss, einem der schönsten Wasserfälle.

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Wir fahren zu der Nr.1 zurück und über Hella und Hvolsvellur über das Markafljót zum Seljalandsfoss

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Von hier aus bietet sich eine schöne Tour in das Naturschutzgebiet Þorsmörk an, in dem man stundenlang wandern kann.

Zurück auf der Nr.1 erreichen wir bald den Skógafoss.

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Außerdem ist in Skogar das Heimatkundemuseum sehenswert

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Die Exponate wurden in langjährigem Bemühen von dem ehemaligen Rektor – Þorður Tómasson - zusammengetragen.


Das kleine Städtchen Vík mit vielen erdkundlichen Sehenswürdigkeiten, Dyrhólaey (Torhügelinsel) und die Reynisdrangar

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liegt unter dem Mýrdalsjökull


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Unsere Fahrt geht weiter über den Myrdalssandur und die Eldhraun. Dort flossen vor 230 Jahren etwa 600km³ Lava aus der Eldgjá nach Kirkjubæarklaustur.

Von hier aus ist schon der riesige Vatnajökull im Nordosten zu sehen.

Núpstaður,

 

Núpstaður,

 

Núpstaður,

Núpstaður,

 

 

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der letzte Hof vor dem „großen Wasser Gletscher“, auf dem der letzte Postreiter (Hannes Jónsson 1880-1968) lebte, hat eine schöne Kapelle.
Über die Sander – früher unpassierbar – führen nun Brücken, die beim letzten Gletscherlauf (1996) zum Teil zerstört wurden, jetzt aber größer wieder aufgebaut sind.

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Damals ergoss sich drei Tage lang täglich mehr Schmelzwasser ins Meer, als der Amazonas an Wasser führt. Haushohe Eisberge und große Felsbrocken waren lange auf den Sandern neben den Brückenfragmenten zu bestaunen.

In den Nationalpark Skaftafell reichen zwei Gletscherzungen, die man zu Fuß erreichen kann. Vom Zeltplatz aus kann man auch auf einer kleinen Wanderung den Svartifoss erreichen

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Am Rand des Gletschers fahren wir nun weiter nach Osten. An Endmoränen sehen wir immer wieder Gletscherzungen mit Gletscherlagunen. An der größten, der Jökullsárlón, halten wir an und fahren mit einem Amphibienfahrzeug zwischen den abgekalbten Eisbergen hindurch.

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Je nach Tageszeit glitzern diese in allen Regenbogenfarben, im Eis sind auch immer wieder Schichten mit Ascherückständen von diversen Vulkanausbrüchen zu sehen.

Wir verlassen nun die direkte Nähe des Vatnajökull. Weiter geht es durch den Hornafjörður nach Höfn. Das ist ein Städtchen mit Fischindustrie, das auf einer Halbinsel liegt. Hier kann man im Kaupfélag die Vorräte ergänzen.

Nun sind zunächst schroffe Felsen bis ans Meer, deshalb muss man bei der Weiterfahrt über eine Passstraße fahren, um das nächste Tal zu erreichen. Nach etwa 20 km bietet sich eine Wanderung in einem Flussbett, im Þórrisdalur, an. Umsäumt von Rhiolitbergen kann man an der Jökullsá í Loni Natur pur genießen. Die Weiterfahrt bietet wieder verschiedene Aspekte der Landschaft. Immer führt die Straße am Meer entlang, entweder auf Seehöhe oder dort, wo die Berge bis ans Meer reichen, auf Hangstraßen. Auf der ganzen Strecke kann man mit etwas Glück Halbedelsteine finden.
Wir kommen nun nach Djupivogur, einem Fischerörtchen, das im 16.Jh. ein Handelsplatz der Deutschen Hanse war. Außerdem wurde hier 1948 die höchste Sommertemperatur  Islands gemessen - +42°- .

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Um den Berufjord herum, nach 60 km Fahrt ist man auf der anderen Fjordseite nur ca. 2 km Luftlinie von Djúpivugur entfernt, geht es weiter ins Breiðdal. In Serpentinen schlängelt sich die Straße bis zur Passhöhe. Von dort hat man einen herrlichen Blick auf das Tal und die umgebenden Berge, die durch die Erosion wild romantisch aussehen.
Alternativ kann man nun auch vom Berufjord den Axavegur nach Egillstadir wählen.

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Nach der Breiðdalsheiði geht es talwärts zum Lagarfljót, einem 20 km langen See, an dessen Ende Egilstaðir liegt. Die Stadt ist das landwirtschaftliche und wirtschaftliche Zentrum der Nordost Region. Hier wurde der zweite internationale Flugplatz von Island angelegt, der aber nur bei äußerst schweren Wetterbedingungen in Keflavík für den Transitverkehr genutzt wird.
Hier haben wir hier die Hälfte der Rundfahrt auf der Ringstraße geschafft.

Von hier aus lohnt sich eine Tagestour zum neuen Staudamm,

dem Kárahnjúkur Wasserkraftwerk.

Weiter geht es in Richtung Hochland. Über die Jökullsá á Brú führt die Straße an diesem Gletscherfluß aufwärts. Am „Dalakafi“ –Kaffee im Tal- beginnen wieder Serpentinen bis die Hochebene erreicht ist. Auf der anderen Talseite wurden in den letzten Jahren mehrere Gletscherflüsse zusammengelegt – trotz massivem Widerstand der Umweltschützer – und ein Stausee zur Stromgewinnung errichtet, Kárahnjukur Staudamm, s. Islandreise 2007. Die Regierung erhofft sich, durch die Ansiedlung einer Aluminiumhütte in dieser strukturschwachen Gegend einen Wirtschaftsaufschwung.

Durch die wilde Landschaft fahren wir zum höchstgelegenen ganzjährig bewirtschafteten Bauernhof – Möðrudal (489m). Hier sticht das Kirchlein, das der Großvater des jetzigen Bauern. Jón A. Stefánsson, 1948 errichtet hat, ins Auge.

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Selbst das Altarbild wurde von Jón selbst gemalt.

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Sein Sohn Stefán Jónsson wurde als Stórval als naiver Maler berühmt. Hier im „Fjallakafi“ –Bergkaffee – kann man sich vor der Weiterfahrt stärken.

Nach dem Hochland kommen wir wieder in ein großes Lavagebiet und dann an die Jökullsá á Fjöllum. Hier können wir einen Abstecher zu vier imposanten Wasserfällen - darunter Dettifoss, dem mächtigster Wasserfall Europas – machen.

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Wir können danach auch noch weiter meerwärts fahren und kommen dann zum Naturschutzgebiet Ásbirgi. Die mächtige Felsformation erinnert an einen überdimensionalen Hufabdruck (2 km im Durchmesser).

Die Sage beschreibt die Entstehung folgendermaßen:„Als Odin auf seinem Hengst Sleipnir einst über den Himmel ritt, setzte das Pferd gerade dort einen Huf auf die Erde und formte so diese Stelle“.

Hier brüten viele seltene Enten und Seevögel. Eine Felswand ist als „Echowand“ (Echo = bergmál) berühmt. Nun können wir weiter über Húsavík fahren, wo eine sehenswürdige Kirche steht, dort Walbeobachtungen machen, oder das Penismuseum besichtigen und weiter zum Mückensee fahren oder wir fahren schon nach den Wasserfällen zur Nr. 1 zurück und erreichen so den Mückensee (Myvatn).

Dort besuchen wir das geothermische Kraftwerk Krafla,
die Solfataren (Schwefel- Schlammquellen), das neue geothermale Freibad -Jardbödin- 

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und die Dimmuborgir – Überreste eines gigantischen Lavaausbruches,

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bevor wir uns beim Anblick des Myvatn mit seinen vielen Pseudokratern und dem reichen Vogelleben entspannen.


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Auf der Weiterfahrt kommen wir wieder in fruchtbarere Gegenden um Laugar, bevor uns der Goðafoss (Götterwasserfall) mit seiner Majestät beeindruckt.
Dieser Name wird einem Goden zugeschrieben, der bei der Abstimmung im Parlament (Þingvellir) im Jahr 1000 mit für die Christianisierung stimmte und dann, als er wieder daheim war, alle Götzenbilder in diesen Wasserfall geworfen haben soll.

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Unser nächstes Ziel ist Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Sie wird von einer neueren, sehr schönen Kirche überragt. Die Stadt lebt von der Seefahrt und heute von Verwaltung, Handel und mittelständischen Unternehmen.

Von hier aus können wir eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke am Eyafjörður (Inselfjord – denn im Norden, hart am Polarkreis liegt die Insel Grímsey) entlang über Dalvík, Ólafsfjörður und Siglufjörður in den Skagafjörður fahren. Dann kommen wir über Hólar (ehemaliger

2. Bischofssitz) mit Bischofskirche aus dem Jahr 1763 von einem deutschen Baumeister erstellt und Sauðakrókur zum Museum Glaumbær, einem alten Torfsodenhof, den wir uns ansehen. Dort können wir uns das übliche Leben der Bevölkerung bis vor etwa 100 Jahren vergegenwärtigen.

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Dieses Ziel erreichen wir auch auf der Nr.1, wir fahren dann eben von Akureyri über die Öxnadalsheiði und an der Norðurá entlang talwärts zum Ende des Skagafjords und von Varmahlið zum Museum.
Diese Gegend ist allein durch die Hofnamen allen Islandpferdefreunden bestens vertraut, denn viele bekannte und berühmte Zuchtstätten liegen hier.
Über Varmahlið kommen wir wieder zur Nr. 1. Am Blandá Kraftwerk könnten wir jetzt auf einer Hochland Piste (Kjölur) quer über die Insel in den Süden fahren, aber wir wollen ja Island umrunden. Daher fahren wir weiter nach Blönduós.

In der Gegend um dieses Städtchen leben einige Pferdezüchter. Ein Freund von mir, Ævar í Enni, zeigt uns gerne seine Stutenherde mit den frisch gefallenen Fohlen.

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Auf der Ringstraße kommen wir nach kurzer Fahrt am Vatnsdal, einem fruchtbaren Tal vorbei, das zur Straße und dem Meer zu von unzähligen Hügeln (Vatnsdalhólar) umrahmt wird.
Eine Nebenstraße an diesem Haff (hóp) entlang, führt uns zu einer natürlichen, schon von Weitem zu sehenden Felsenburg (borgarvirki), die wohl schon zur Zeit der Landnahme als Rückzugs- und Schutzort genutzt wurde. Ein Brunnen und zu erahnende Ruinen belegen das.
Es geht weiter zum Meer und dort sehen wir plötzlich ca. 400 m vom Ufer entfernt mitten im Wasser einen Basaltfelsen – Hvítserkur –

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der vor Urzeiten bei einem Vulkanausbruch unter dem Meer entstanden ist.
Nun können wir diese kleine Halbinsel Vatnsnes völlig umrunden und sehen dabei auf vielen Sandbänken Seehunde.

Bei Hvamstangi erreichen wir wieder die Ringstraße, die dann am Hrútafjörđur entlangführt. Bei Brú wechseln wir auf die andere Seite. Von hier aus kann man die Westfjorde anfahren, die aber alleine eine ganze Reise wert sind.
Wir fahren auf der Nr. 1 über die Holtavörđuheiđi und folgen nach dem Pass der Norđurá. Kurz vor Borgarnes können wir einen Abstecher zur Deildatunguhver – einer heißen Quelle, von der Borgarnes und Akranes mit heißem Wasser versorgt werden, 200 l/s, 100° – machen.

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Dabei kommen wir auch an Reykholt vorbei, wo der Gestzessprecher und Schriftsteller Snorri Sturluson von 1179 bis 1241 lebte und wirkte. Nicht weit von diesem Ort sind die Natursehenswürdigkeiten Hraunfossar (langgezogene Wasserfälle)

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und der Barnafoss zu bestaunen.

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Über Hvanneyri, wo eine der ältesten Landwirtschaftsschulen Islands besteht, kommen wir dann bei Borgarnes wieder auf die Ringstraße.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Hvalfjörđur, dem Walfjord. Der zieht sich etwa 40 km ins Landesinnere und am Ende lag die Walfangstation. Seitdem dieser Fjord untertunnelt ist, spart man über eine Stunde Fahrzeit und erreicht durch den Tunnel bald die Hauptstadt. Damit ist die Rundreise beendet und ich hoffe, sie haben unvergessliche Tage verlebt. Hier verabschiede ich mich von ihnen und überlasse sie den Impressionen einer jungen, lebendigen Stadt.

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