Feen, Elfen und Wichtel
Das Huldufolk (das verborgene Volk) ist in Island fast immer präsent. Was bedeutet dieser Begriff? Dazu gibt ein altes isländisches (germanisches) Märchen Auskunft: Als Adam und Eva nach dem Rausschmiss aus dem Paradies in einer Höhle wohnten, kam eines Tages der Liebe Gott vorbei um sich von ihrem Wohlergehen zu überzeugen. Da sprangen einige lebhafte Kinder herum, ordentlich anzusehen, und spielten. Der Liebe Gott fragte Eva: „Sind das alle eure Kinder?“
Eva hatte aber erst einen Teil ihrer Kinder gewaschen, gekämmt und angezogen, die anderen waren noch in der Höhle. Daher schämte sich Eva. Und so sagte sie: „Ja“.Sie verschwieg also einen Teil ihrer Kinder.
Da aber der Liebe Gott alles weiß und auch seine Menschenkinder kennt, schmunzelte er und sagte: „Wer im Sichtbaren ist, soll im Sichtbaren bleiben, die Übrigen sollen im Verborgenen bleiben!“Und so geschah es. Die Nachkommen der verborgenen Kinder von Adam und Eva sind das Huldafolk. Auf fast jedem Bauernhof gibt es einen Platz auf der „Tun“, der Hauswiese, meist bei einem Felsblock, der dem Huldufolk gehört. Dort darf zwar das Vieh weiden, aber das Gras darf nicht gemäht werden um die „Wichtel“ nicht zu verärgern.
Es gibt viele Geschichten über Krankheiten im Stall, wenn gegen diese Regel verstoßen wurde. Die Feen und Elfen leben auch bei anderen Felsblöcken überall im Land. Deren Wohnplätze müssen geschützt werden, um Unbill zu vermeiden. Nicht umsonst gibt es in Island einen speziellen, offiziellen Beauftragten für die Belange des Huldafolks.
Im Þjorðádal habe ich ein von Menschenhand geschaffenes „Dörfchen“ für Elfen und Feen gesehen.

Allerdings liesen sich keine Wichtel dort blicken.
Es wird oft über Störungen beim Bau von Straßen und Staudämmen, die den Wohnraum der Wichtel tangierten, berichtet. Mir selbst hat ein veritabler Direktor einer Landwirtschaftsschule bei eine Autofahrt erzählt, dass die Straße hier einen Bogen um einen Felsen macht, weil dort das Huldafolk wohnen würde. Beim Bau der Straße sollte dieser Fels gesprengt werden. Da sei ein alter Elf erschienen und hätte die Bauarbeiter gebeten, davon abzulassen. Als der Straßenbau trotzdem weiter ging, wären sämtliche Maschinen plötzlich stehen geblieben. Nachdem die Bulldozer und Lastwagen nicht mehr zum laufen zu bringen waren, entschied die Bauleitung, die Straße um den Fels herum zu führen. Darauf hin seien die Maschinen ohne Zutun plötzlich wieder angesprungen.
Eine ähnliche Geschichte erzählte mir Sólborg über den Bau der Kanäle zu einem Wasserkraftwerk (Burfellvirkjun).
Der Bericht eines deutschen Freundes, der schon lange in Island lebt, beschreibt Entsprechendes: "Wir waren im Hochland unterwegs und sahen einen See, der zum Angeln wie geschaffen war. Es wimmelte von Saiblingen und wir nahmen unsere Angelausrüstung und fischten. Die Ausbeute war sehr gut. Als wir wegfuhren und an eine Kurve kamen, reagierten weder Bremsen noch das Lenkrad. Wir hatten Glück, dass der Wagen auf dem Schotter ausrollen konnte. Als wir später isländischen Freunden von unserem Missgeschick berichteten, fragten die, ob wir nicht wüssten, dass das ´ bannað ´ (verboten) sei, in diesem See zu angeln, denn der wäre dem Huldufolk vorbehalten. Wir hätten Glück gehabt, dass sich nichts Schlimmeres ereignet hätte!“
Auch im Advent bestimmen die Wichtel das Leben der Kinder. Die "Jolasveinar" - die Weihnachtswichtel spielen eine ähnliche Rolle wie bei uns der Adventskalender.
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